DIN-Workshop zu Nano-Normung
Am 3. Mai 2011 fand im DIN in Berlin der DIN-Workshop "Nano-Normung – Erreichter Stand und aktuelle Herausforderungen" statt. Der Workshop, der von Dir. u. Prof. Georg Reiners (BAM Bundesanstalt für Materialforschung und-prüfung) moderiert wurde, traf auf reges Interesse.
Der Vize-Präsident des DIN, Prof. Dr. Manfred Hennecke (BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung) machte von vorneherein klar, worum es gehen sollte: „Wir brauchen Ihr Engagement!“, adressierte er die 88 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Während sich andere Länder sehr intensiv und strategisch in der Nanotechnologie-Normung bei ISO einsetzen würden, sei das Interesse in Deutschland sowohl bei Wissenschaftlern als auch bei Wirtschaftsvertretern sehr verhalten.
Prof. Knut Blind (Fraunhofer FOKUS) ging in seinem Vortrag "Geschäftserfolg dank Nano-Normung" auf den allgemeinen Nutzen von Normung für die Industrie ein. Normen seien für innovative Unternehmen als Wissensquelle wichtiger als Patente. „Die Industrie muss sich in der Nano-Normung stärker beteiligen“, so Blind.
Dr. Steffi Friedrichs (NIA Nanotechnologies Industries Association) beleuchtete in ihrem Vortrag "Nano-Normung in Unterstützung der internationalen Nano-Industrien" die Zusammenhänge zwischen Nanotechnologie, Standardisierung und Regulation aus Industriesicht.
Dr. Stefan Engel (BASF) stellte danach in seinem Vortrag "Aktuelle Ergebnisse der Nano-Normung" die Normung im ISO/TC 229 "Nanotechnologies", dem CEN/TC 352 "Nanotechnologies" sowie dem NA 062-08-17 AA "Nanotechnologien" des DIN vor. Er erläuterte die Zusammenarbeit der drei Gremien und beschrieb das Normungsmandat der Europäischen Kommission im Bereich der Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Dieses wird mit der Beauftragung von 37 Normungsprojekten die Arbeit auf nationaler und europäischer Ebene aufgrund seiner Bedeutung für den europäischen Wirtschaftsraum maßgeblich beeinflussen.
Dr. Norbert Fabricius (Forschungszentrum Karlsruhe) stellte in seinem gleichlautenden Vortrag die Nanotechnologie-Normung im Bereich der Elektrotechnik auf internationaler und nationaler Ebene dar. Bereiche der Nanotechnologie, in denen Normen gebraucht werden, sind nach Worten von Dr. Fabricius Terminologie, Meßgrößen, Prozess- und Qualitätskontrolle, Werkzeuge und Ausrüstung, Risikomanagement und Materialspezifikationen.
Dr. Matthias Voetz (Bayer Technology Services) beschrieb in seinem Vortrag "Nano-Normung: Interessenvertretung der deutschen Industrie" aus eigener Erfahrung anhand einiger Beispiele sehr plastisch, wie wichtig die aktive Mitarbeit für ein Industrieunternehmen in dem Normungsgremium zur Wahrung praktischer Geschäftsinteressen sein kann. Als besonders gutes Dokument hob er den Technical Report ISO/TR 27628 hervor, der einen hilfreichen Überblick über das Thema Aerosole gebe. Normung im Bereich Nanotechnologie sei sinnvoll, damit „jeder weiß, wovon er spricht, Trittbrettfahrer vermieden werden, man bekommt, was man bestellt hat und Messergebnisse besser vergleichbar sind.“ Aus Sicht von Dr. Voetz sei Normung für toxikologische Testverfahren und exotische Analysemethoden nicht erwünscht.
In dem abschließenden Vortrag von MinR Dr. Herbert Zeisel (Bundesministerium für Bildung und Forschung) "Bedeutung der Normungsaktivitäten aus Sicht des BMBF" führte dieser die vom BMBF geförderten Forschungsprojekte auf und erläuterte die möglichen Verknüpfungen zur Nanotechnologienormung.
Der Nachmittag diente dazu, in vier parallelen Branchenworkshops (Chemie/Textil, Lebensmittel/Kosmetik, Medizin, Elektronik, Optik, Mess- und Prüftechnik, Maschinenbau/Verkehr/Energie) und einer anschließenden gemeinsamen Diskussion den aktuellen Normungsbedarf herauszuarbeiten. Hier wurde der allgemeine Bedarf an einheitlichen Charakterisierungsmethoden und Berichtsblättern deutlich. In der Elektronik wurde darüber hinaus ein Projekt über gedruckte Batterien angestoßen.